Die Ausgangslage:

 

 

 

Bob Dylan bekam am 13. Oktober 2016 den Literatur-Nobelpreis zuerkannt und schwieg dazu bis zum Monatsende. Mit seinen Liedern hat Dylan seit Anfang der Sechziger Jahre weltweit die Entwicklung der populären Liedkultur und Liederlyrik so sehr beeinflusst, dass es kaum überschätzt werden kann. Seine Auszeichnung aus Stockholm rückt auch eine der ältesten Varianten der Dichtkunst enger ins Blickfeld.

 

 

 

Es ist die Kunst derer, die sich besonders strengen sprachlichen Ausdrucksformen unterwerfen. In denen Metrik und Reime eine wichtige Rolle spielen. Die durch die Verbindung von Sprache mit Musik in einem gekonnten, eigenständigen Vortragsstil eine Dichtkunst entwickelt und geprägt haben, die besonders die Gefühle anspricht. Erinnert sei an früheste Werke diese Dichtkunst, etwa von Homer. Oder an die griechische Mythologie, in der man einem Sänger namens Orpheus nachsagte, er habe mit seinem Gesang seine verstorbene Geliebte Eurydike - wenigstens vorübergehend - der Gewalt des Totenreiches entreißen können.

 

 

 

Nun ist Bob Dylan unbestritten kein begnadeter Sänger und kein unumstrittener Künstler. Zu Beginn seines künstlerischen Wirkens – als von einer wirklichen Karriere noch nicht die Rede sein konnte – war er einer von vielen. Wie er zogen in der Nachfolge des legendären Folksängers Woody Guthrie manche Sänger mit Gitarre durch die Kaffeehäuser des New Yorker Stadtteils Greenwich Village, um so mit ihren Liedern ein paar Dollar zu verdienen und sich ansonsten durch die Szene zu schnorren.

 

 

 

So wie auch Phil Ochs, der nicht mal ein halbes Jahr älter war als Dylan. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, als Konkurrenten im künstlerischen Wettstreit, die sich immer wieder herausforderten, das noch bessere Lied zu schreiben. Bald wurde ersichtlich, dass Dylan der erfolgreichere Künstler werden sollte, der einflussreichere. 1965 kam es aus lächerlichem Anlass zum Zerwürfnis und ihre Wege kreuzten sich künstlerisch acht Jahre später nur noch einmal. In der Zwischenzeit war Bob Dylan ein bewunderter Weltstar geworden, und Phil Ochs ein gescheiterter Sänger, der seine Depressionen im Alkohol ertränkte. Er nahm sich im Frühjahr 1976 das Leben.

 

 

 

Nun wollen wir uns mal vorstellen, Phil Ochs hat im exterristischen Aufenthaltsraum - etwa beim Surfen im Internet – von der Nobelpreis-Würdigung Dylans erfahren und es gelingt ihm, zur Gratulation und zur Kommunikation eine direkte Verbindung in Dylans Kopf herzustellen und er versucht, alte Zeiten und Missstimmungen zwischen ihnen aufzuarbeiten und ihn zur Rede zu stellen, doch es bleibt bei mehr oder weniger respektlosen und lästigen Fragen, denn Bob Dylan schweigt. Zwar versucht Phil Ochs, sich ersatzhalber die Antworten des Literaturnobelpreisträgers aus dessen Lieder zu erschließen, aber die Antworten weiß am Ende ganz allein der Wind...