RÖMISCHE ELEGIE

 

 

 

Zehn Sekunden in der Hose - alle Finger einer Hand,

 

so als wär‘s in einer Dose und vorbei am Gummiband.

 

Einfach so dazu gezwungen, als hätt der Mann dazu ein Recht,

 

in die Hose eingedrungen - jeder Finger ein Gemächt?

 

Ein Gericht sagt, es sei harmlos - so als wär gar nichts geschehn.

 

Waren doch nur zehn Sekunden… Das müsst man doch locker sehn…

 

Soll die Frau sich nicht so anstelln - war nur einmal rein und raus…

 

Schließlich blieb sie in der Hose – niemand zog sie ihr doch…

 

 

 

Darf eine Frau nicht drauf vertrauen, dass sie nicht belästigt wird,

 

nicht ungestraft ein geiler Bock sich im Tabubereich verirrt…

 

Als könnt ein Mann sich das erlauben, als ließe das Gesetz es zu:

 

Er könnt alles tun und lassen - und hätt auch noch das Recht dazu…

 

Müssen Fraun ein Recht ertragen, das vor Gewalt sie nicht bewahrt?

 

Was ist das für ein Rechtsversagen? Wird ihr dies Unrecht nicht erspart?

 

Kann sie das Recht nicht mehr beschützen, weil das Gericht die Augen schließt?

 

Was sollen noch Gesetze nützen, die man in den Abfluss gießt?

 

 

 

Was sind in Rom das für Juristen? Wer saß am Tiber im Gericht?

 

Was waren das dort wohl für Richter? Was denkt, wer so ein Urteil spricht?

 

Was ist ihm durch den Kopf gegangen? Hat der wohl überhaupt gedacht?

 

War in dem Kopf je was vorhanden? Hat man es auf den Müll gebracht?

 

Wenn Mann in allen Konsequenzen dies Urteil sich zu Ende denkt:

 

Was zehn Sekunden lang erlaubt ist, wenn man mal mit der Zeit anfängt:

 

Wenn kurzzeitig Gesetze brechen erlaubt und nicht verboten wär:

 

An keiner Ampel müsst man halten… Zu überleben fiele schwer…

 

 

 

Wie hält der Mann es mit der Würde? Stünd einer Frau sie gar nicht zu?

 

Und wenn es so tatsächlich wäre: Würd‘s dir passiern: Was sagst dann du?

 

Würd Mann der Frau die Würde nehmen - nimm mal den Vorfall ganz genau -

 

ohne sich dafür zu schämen: Dann nähme er sie jeder Frau.

 

Und käm die Würde so abhanden, verschwände sie zur gleichen Zeit.

 

Sie wäre gar nicht mehr vorhanden - blieb nur noch Würdelosigkeit.

 

Mann könnte mit den Schultern zucken, der Würde für entbehrlich hält -

 

Ich würd auf solche Männer spucken in einer würdelosen Welt

 

 

 

Mal abgesehen davon aber: Schaun wir den Fall mal anders an.

 

Wo war das doch noch gleich geschehen? Und wie man das bewerten kann:

 

Ein Hausmeister an einer Schule hat immer alles fest im Griff –

 

ob er, was er sich erlaubt hat, inzwischen wohl so ganz begriff?

 

Hat mittlerweile er verstanden, was er getan hat, sich erlaubt,

 

Ob das Gericht wohl immer noch an ein gerechtes Urteil glaubt?

 

Wer so, macht er so seine Pflichten, die Hand in fremde Hosen steckt,

 

ob dem wohl noch, kommt er nach Hause, ohne Besteck die Pizza schmeckt?

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel