Lieder zum Buch
"Bin ich ihr ähnlich?"
Adoptivtochter auf Spurensuche in Korea

 

1 Baby Doll
ein ganz alter „Begrüßungstext“ für einen neuen Menschen, der bereits in meinem Liederbuch „Überlebenslieder - Texte übers Leben“, erschienen 1982 im Stuttgarter „RADIUS-Verlag“, enthalten war... geschrieben etwa 1980, vertont Anfang der neunziger Jahre. Der Text steht insofern im Zusammenhang mit meinem Buch, als er indirekt auch unseren Wunsch nach Kindern ausdrückt, der uns schließlich dann dazu führte, Kinder zu adoptieren.

2 Anderes Kind
greift die Tatsache auf, das es Kinder und „andere Kinder“ gibt: Kinder, denen es gut geht, und andere, die es schwerer haben. Geschrieben etwa 1982 unter dem Eindruck der Mitarbeit bei „terre des hommes“ und der Adoption unseres ersten Kindes aus Korea.

3 Anneli
die Idee zu diesem Text kam bei der Beschäftigung mit Liedern von Tom Paxton. Der große amerikanische Singer/Songwriter, der auch für mich ein großes Vorbild ist, verfügt über eine unglaubliche künstlerische Bandbreite. Er hat neben unmissverständlich politischen, witzigen satirischen, knallharten agitatorischen Liedern genauso feinfühlige Liebeslieder geschrieben und Kinderlieder. Darunter sind auch zwei Lieder, die jeweils einer der beiden Töchter Jennifer und Katy gewidmet sind. Auf die Melodie von "Jennifer's Rabbit" entstand mein Text für Anneli, der zweierlei festhalten sollte: Ihre außergewöhnliche Herkunft und ihren außergewöhnlichen Charme, den sie schon als Kind hatte, ohne sich darüber klar zu sein.

4 Jannik
Der Text für Jannik entstand auf Paxtons Lied "Katy" und er beschreibt unseren kleinen Sohn und seine Quirligkeit, seine Durchsetzungskraft und Neugier, die natürlich auch ihre Kehrseiten hatten...

5 Fang an
die Suche nach der eigenen Identität fällt mitunter schwer, vor allem wenn die Antworten auf Fragen ungewiss sind. Entstand mitten in einem unglaublichen Erlebnis unserer Familie, als unsere erwachsene Adoptivtochter sich auf die eigentlich aussichtslose Suche nach ihren leiblichen koreanischen Eltern begab, die sie dann schließlich auch fand (ich habe darüber ein Buch geschrieben). Doch nicht jeder hat so ein Glück, und die Furch vor "Pech" kann eben auch bremsen, noch ehe die Suche richtig begonnen hat. Ende 2003 geschrieben.

6 Mach dir nichts vor
unsere Kinder, die inzwischen erwachsen sind, haben wir beide adoptiert. Sie wurden in Südkorea geboren und kamen als Säugling oder Kleinkind zu uns nach Deutschland. Die von uns beobachtete Begeisterung, mit der unsere Kinder - solange sie klein waren - von unseren Mitmenschen aufgenommen wurden, steht in krassem Gegensatz zu menschenverachtenden, fremdenfeindlichen Reaktionen, mit denen manche Zeitgenossen asylsuchenden Flüchtlingen begegnen. Da man unseren Kindern - nun erwachsen - nicht auf den ersten Blick ansehen kann, warum sie hier sind und nicht in Asien, ist dieses Lied ein früher Versuch gewesen, sie auf mögliche Anfeindungen vorzubereiten... Das Lied schrieb ich 1982 kurz nachdem unsere Tochter zu uns kam und unser Sohn noch gar nicht auf der Welt war...

7 Woher wohin
um unseren Sohn bei seiner schwierigen Suche nach der eigenen Identität zu begleiten; geschrieben 2003,

8 Schicksalsglück
ein verschlüsseltes Lied, das sich an der Lebensgeschichte unserer Adoptivtochter entlang hangelt: Als Baby durch unglückliche Umstände von ihrer leiblichen Verwandtschaft getrennt und zu uns gekommen, hat sie als junge Frau nach ihrer koreanischen Mutter gesucht, mit Glück ihre komplette Familie gefunden und nicht nur angenehme Antworten auf Fragen und Rätsel bekommen... geschrieben 2004

9 Er tanzt
manche jungen Leute können aus eigenem Antrieb gar nicht früh genug hinkommen, andere sträuben sich dauerhaft oder leisten zu geringen Widerstand, wenn man sie sanftem Druck aussetzt, endlich eine Tanzschule zu besuchen. Dass es durchaus Vergnügen machen kann, zur Musik nach Regeln übers Parkett zu schweben, wird vielleicht nicht jeder nachvollziehen, aber muss ja auch nicht... Unser Sohn war jedenfalls überrascht, wie viel Spaß es macht... geschrieben 2004

10 Sie lacht
es gibt Menschen, die offenbar dafür geschaffen sind, gute Laune zu verbreiten und andere mit ihrem Lachen anzustecken. Unsere Tochter zählt dazu... geschrieben 2004

 

Weitere Lieder, die im entfernteren Zusammenhang mit der Geschichte stehen:

 

11 Midlife-Krise
bei einem schlägt sie früher, bei anderen später zu, mit unterschiedlichen Symptomen, aber durch muss wohl jeder ... geschrieben 1980 als ich 30 Jahre alt war, zu einer Zeit, in der wir - ein Jahr nach unserer Hochzeit und beruflich auf sicherem Gleis - anfingen, uns intensiver mit dem Gedanken an eigene Kinder zu beschäftigen und erste Kontakte zu "terre des hommes" entstanden. Die Vollendung des dritten Lebensjahrzehnts ist ja für manche Mitmenschen wie das Durchbrechen einer imaginären Mauer, hinter der sie sich - solange sie diese noch nicht durchbrochen haben - "jenseits von Gut und Böse" wähnen... Für uns war die Überschreitung dieser Altersgrenze - und auch später weiterer -  nie ein Problem.

12 Stück des Wegs
als mir vor Jahren ein junger Mann sagt, dies sei das schönste Liebeslied, das er je gehört habe, hat mich das gefreut und verwirrt. Es ist nur der Versuch, viel, aber nicht zu viel zu versprechen... geschrieben 1980, als wir uns darauf einstellten, nicht nur ein "Stück des Weges" gemeinsam zu gehen, sondern auf dem Weg auch noch Kinder mitzunehmen... 

13 Gamino
als Vorstandsmitglied bei „terre des hommes“ Deutschland hatte ich zwischen 1984 und 1987 monatlich über die Verwendung von Spendengeldern mitzuentscheiden. Dies hieß konkret: Welche entwicklungspolitisch sinnvollen Projekte sollten gefördert werden. Zuvor hatten wir schon einige Jahre in der Ludwigsburger Arbeitsgruppe von „terre des hommes“ bei Aktionen mitgewirkt, die allein den Zweck hatten, die Öffentlichkeit zu informieren und Spenden zu sammeln. In dieser Zeit entstand dieses Lied über Slum-Kinder in Lateinamerikas Elendsvierteln, die sich ihren Lebensunterhalt auf den Müllkippen der Metropolen erkämpfen und von den Abfällen leben, die von den Reichen weggeworfen wurden. Geschrieben 1982

14 Kleiner Engel
die Eltern stehen am Vorabend der Einschulung vor dem Kinderbett und betrachten ihr schlafendes Kind. Lange Zeit - vielleicht immer noch - Annelis Lieblingslied aus meinem Repertoire, vielleicht weil es wie kaum ein anderes von mir die Geborgenheit widerspiegelt, die sie bei uns gesucht und - hoffentlich - gefunden hat. Es ist das Halbzeitlied in meinem Kinderliederzyklus zum Thema „Einschulung“, beschreibt die Gedanken von Eltern am Bett ihres schlafenden Kindes, das am folgenden Tag eingeschult werden soll; geschrieben 1989

15 Durch den Wind
wer weiß eigentlich schon so genau, wer oder was er oder sie ist, vor allem wirklich... insofern auch ein Lied, das sich mit Identitätsproblemen auseinandersetzt; geschrieben 2003

16 Brav, dreh dich zur Wand
und schlaf gut ein... das Lied entstand in einer Zeit, als es nicht mehr so regelmäßig erforderlich war, unsere Kinder händchenhaltend in den Schlaf zu begleiten. Eine Zeit lang davor waren wir da mehr gefordert...

17 Sternschnuppen
jeder dürfte schon mal Sternschnuppen und gerätselt haben, was es mit ihnen auf sich hat und wie das mit den Wünschen zu verstehen ist, die man nicht laut sagen darf. Viele werden auch den Trick kennen, wie man den Polarstern finden kann; die Idee zu diesem Lied kam Anfang der neunziger Jahre beim Blick in den Sternenhimmel; eines meiner schönsten Lieder. Von der Vorstellung, sich beim Anblick einer Sternschnuppe heimlich etwas wünschen zu können - was dann vielleicht auch wahr werden könnte - zur Idee, dies auch mit der Sehnsucht nach einem Menschen - der leiblichen Mutter - zu verbinden, den man verloren hat, ist es kein weiter Weg...

18 Weit und offen

weist auf die vielen Perspektiven für die neue Zeit zu zweit hin, die nach dem Auszug der erwachsenen Kinder beginnt; oft das Schlusslied meiner Konzert-Programme vor dem Zugabenteil, geschrieben 2002

19 Alles hat seine Zeit
wenn die Kinder aus dem Haus sind und ihre Wege in die Selbständigkeit suchen und finden, können sich die Eltern wiederfinden - falls sie sich gelegentlich gegenseitig vernachlässigt haben sollten - und Bilanz ziehen, wenn sie mögen... geschrieben 2003