DORFBESCHÜTZERLIED

 

 

 

Rücken Bagger an, um Häuser abzureißen,

 

in denen Menschen seit Jahrhunderten gewohnt?

 

Ohne Gnade hat man sie daraus vertrieben,

 

erbarmungslos dabei auch niemanden verschont.

 

die Abrissauftraggeber wolln an braune Kohle,

 

die im Boden tief unter den Dörfern liegt,

 

weil sie mit Strom aus brauner Kohle Geld verdienen -

 

das interessiert die mehr als Krebs, den mancher kriegt.

 

 

Da ist Fachwerk, da ist Backstein, an der Mauer Eternit -

doch der Abrissfirma ist egal, was mit dem Dorf geschieht.

Man kriegt Krebs von Stickoxyden, auch von Feinstaub, CO2,

doch die Kohleindustrie hält das für Panikmacherei.

Das ist unser Dorf, das seit Ewigkeit hier steht,

wo sich der Hahn schon immer auf der Kirchturmspitze dreht.

Wer zeigt euch, dass ihr eure Gier hier übertreibt,

ist alles hier verschwunden, keine Spur mehr übrigbleibt.

 

 

 

Jedes Haus hat seine eigene Geschichte,

 

jedes Zimmer, jedes Fenster, jede Tür -

 

Hört von Oma und vom Opa die Berichte -

 

wenn du sie fragst, kriegst du vielleicht nen Keks dafür.

 

Jede Straße, jeder Platz und jeder Laden

 

hat das Leben vieler Menschen hier geprägt.

 

Es tut ihnen weh, wenn nur noch Trümmer bleiben,

 

und wenn gar nichts bleibt, dies mancher nicht erträgt.

 

 

 

Soll das ganze Dorf verschwinden: Friedhof, Kirche

 

Schule, Kindergarten - alles nicht mehr da?

 

Übrig bleiben nur Erinnerung und Bilder -

 

irgendwann weiß dann auch keiner mehr, wie‘s war.

 

Und ein gieriger Konzern, der macht Geschäfte

 

einzig und allein nur für seinen Profit.

 

Wer erlaubt das und warum soll man das dulden,

 

was mit Heimat aus Profitgier nur geschieht.

 

 

 

Keine Feuerwehr und keine Kirchenglocken,

 

keine Haltestelle mehr für einen Bus

 

kein Briefkasten und keine Laterne -

 

wer entscheidet, was hier angeblich sein muss.

 

Wo verloren diese Leute ihr Gewissen?

 

Ist es nun dort, wo es gewesen, hohl und leer?

 

Warum wird einem, woran man hängt, entrissen?

 

Warum wehrt man sich, gibt es nicht einfach her?

 

 

Copyright 2021 Gerd Schinkel