WENN DER GEIGERZÄHLER TICKT       e/2
 
Wenn der Geigerzähler tickt,                                    eG
wird er mit Sorgen angeblickt,                                 a6H7
denn irgendwas, was wir nicht sehn,                       eC 
ist wohl irgendwo geschehn                                    a6H7
da strahlt was radioaktiv…                                      eG
ging irgendwo vielleicht was schief,                         a6H7
hat irgendwo sich was getan?                                 eC
Der Geigerzähler springt von allein nicht an.            a6H7e
 
Noch immer setzt man diesen Risiken uns aus –     CD9GIe
die uns überall erreichen – auch zu Haus…             CD9GIH7
nur dass sich eure Gewinne maximiern –                CD9GIe
und Kopf und Kragen sollen wir für euch riskiern.     CH7e
 
September 57, ist ne Weile her. 
Majak im Ural, da wohnt heut keiner mehr.
die Region ist heute noch ein Sperrgebiet, 
nicht nur damit bloß die Folgen keiner sieht. 
Keiner heute Windscale noch erwähnt, 
in Sellafield wird Erinnerung abgelehnt.
Paar Tage nach Majak, sei doch heut längst vorbei. 
Was soll so lang danach noch das Geschrei.
 
Simi Valley, Kalifornien, USA, 
man hat verheimlicht, was 59 dort geschah,
freigesetztes radioaktives Jod, 
verschwiegen bleibt, kommt irgendwann der Strahlentod.
In Lucens, Schweiz, man französisch spricht, 
über das, was 69 war, spricht man lieber nicht, 
unterirdisch Schäden am Reaktorkern, 
bis heut erinnert man sich daran nicht so gern.
 
Leningrad in Russland, Sowjetunion, 
74/75 war das schon,
kurz hinternander in den beiden Jahrn – 
offiziell hat davon niemand war erfahrn.
Danach ist dann in Belojarsk etwas passiert, 
77 hatte man es registriert,
ein Druckröhrenreaktor ging entzwei, 
Radioaktivität setzte sich frei…
 
Auf Three Mile Island, Harrisburg gabs ein Versehn, 
man fragt, wie konnt 79 das geschehn
Außer Kontrolle der Reaktor stundenlang – 
angeblich gab’s mit Pannen kein‘ Zusammenhang.
Wer will noch mal sowas wie Tschernobyl 
riskiern wir hatten alles 86 zu verliern,
ob es trocken war im Lande oder feucht. 
Der Regen hat, bis ganz weit weg, alles verseucht.
 
99 eine Kettenreaktion     
in Tokaimura, Japan, verstrahlt eine Region,
die Bewohner durften nicht mehr raus – 
denen, die woanders wohnen, macht‘s nichts aus…
Forsmark, Schweden, 2006, beinah ein Gau. 
Was damals war, weiß man bis heute nicht genau. 
Keiner hatte durchgeblickt, was dort geschah, 
nur dass die Notkühlung ausgefallen war –
 
2008, in Frankreichs Süden, Tricastin, 
gleich drei Unfälle, ja wie passiert das denn?
Verseuchtes Wasser sickert in die Erde rein, 
hört man nichts, wird schon nichts gewesen sein. 
Fukushima ist inzwischen überall – es schleicht sich an, 
und irgendwann passiert der Knall.
Die Strahlung, die nach draußen dringt, die sieht man nicht – 
die bleibt im Dunkeln – selbst im allerhellsten Licht. 
 
Und ihr sagt, dass die Atomkraft sicher sei
und bleibt - trotz all dieser Unfälle dabei?
Gab's bei Euch im Hirn den Gau in jüngster Zeit?
Ehrlich - das tut mir für Euch jetzt wirklich Leid...
 
© 2024 Gerd Schinkel