GESANGSDARBIETER

 

 

 

Fragt mich einer fragt, könnt ich nicht mal ein paar Lieder singen,

 

vielleicht auch zur Verstärkung ne Gesangsanlage bringen,

 

es gäb n guten Anlass, denn man hätte einen Grund,

 

schließlich sei ja Singen im Prinzip doch auch gesund,

 

stimm ich dem ja grundsätzlich auch zu und bin bereit

 

vorausgesetzt ich seh, an dem Termin hab ich auch Zeit.

 

Frag dann einer, wer da kommt, will wissen, was geschieht da?

 

Na irgendwas mit Musik – wohl so ein Gesangsdarbieter.

 

 

 

Vielleicht sollt ich mal jodeln oder unverständlich brummen,

 

manche fangen gerne an die Lieder mitzusummen,

 

Meine Lieder sind, ich weiß, für manche viel zu lang,

 

sie hörn nicht auf den Text, nur auf den Gitarrenklang,

 

vielleicht noch auf die Stimme, wenn die bis zu ihnen dringt,

 

ist ja wie im Radio, egal, was der da singt,

 

war der mal im Fernsehn, vielleicht bei Bohlens Dieter –

 

ne, das ist kein Sänger, höchstens ein Gesangsdarbieter.

 

 

 

Keiner kennt die Lieder, der mich nicht schon mal gehört hat,

 

kommt jemand wieder, weiß ich, dass der sich nicht dran gestört hat,

 

dass ich meine Lieder bis jetzt nicht genderisiere,

 

das Singen fällt dann schwer, wenn ich die Zeile intoniere

 

die Verse werden unhörbar, sing ich sie noch so laut,

 

ich möchte nicht dass jemand dann voll Skepsis auf mich schaut

 

und denkt, wahrscheinlich hat der schon gebechert ein paar Liter –

 

der das vorm Auftritt braucht als Gesangsdarbieter.

 

 

 

Ich bringe meine Lieder mit, ich hab die selbst geschrieben,

 

damit mich beim Dieter melden, fänd ich übertrieben,

 

ich singe über dies und das, hab auch kritische Töne,

 

erwartet nicht, dass ich euch hier mit Stimmgewalt verwöhne

 

ich mach das zum Vergnügen für euch und auch für mich,

 

vielleicht habt ihr ja Spaß daran und mögt es hoffentlich –

 

das wär für mich dann der Höchstgenuss an dolce vita –

 

wenn ich euch überzeuge, nicht nur als Gesangsdarbieter.

 

 

 

Denkt einer, ich mach mein Handwerk doch nur mit der Kehle,

 

und in meinen Texten doch nur dummes Zeug erzähle,

 

außerdem sei das, was er da hört, nicht sein Geschmack,

 

und ich geh ihm mit meinem Gejaule auf den Sack,

 

kann ich nix dran ändern, er kann hören was er will,

 

Märsche oder Schnulzen oder Ballermann-Gebrüll,

 

von mir aus auch die Superstars mit und ohne Dieter

 

ich bleib sowieso für den nur ein Gesangsdarbieter. 

 

Copyright 2020 Gerd Schinkel