Leben

 

Die Haut gegerbt und Wind im Gesicht.

Er drängt mit Wucht entgegen,

doch er bricht das Rückgrat nicht.

Durchnässt das Hemd von Regen und Schweiß.

Eiskalt klebt es am Rücken,

doch im Innern brennt es heiß.   

Mit den Jahren drängt das Leben,

überall stets nachzugeben.

Und um noch ein Mensch zu sein,   

muss man hart im Nehmen sein...

 

Die Augen tränen lang schon nicht mehr.

Das Weiß ist rot geädert,

doch der Blick ist noch nicht leer.

Trotz blitzt noch unter den Augenbraun.

Solang er wach bleibt, ist dem

Blick der Augen noch zu traun.

 

Auch wenn der Sturm die Nerven anspannt -

noch spüren wir den Puls

und halten so dem Druck noch stand.

In jedem Kampf entsteht neue Kraft!

Sie hält uns auf den Beinen, und

noch sind wir nicht geschafft!

Überall stets nachzugeben,

ist zuviel verlangt.

Und dass sich der Wind auch dreht,

spürt nur der, der aufrecht geht...

 

Copyright 1980 Gerd Schinkel

 

Es gibt Monate, Wochen, Tag, Stunden und Minuten, da helfen mir sogar eigene Lieder, um mich aus Stimmungsuntiefen zu heben und erodierte Kräfte im Inneren neu zu bündeln. Nicht jede Herausforderung, der man sich im Berufsleben zu stellen hat, muss ja eine selbst gewählte sein. Ich konnte mir eine schwierige berufliche Lebenssituation dadurch erträglicher machen, dass ich sie mir - ich war nicht bei der Bundeswehr - als verspäteten "Wehrdienst" schönredete: Ich sah mich genötigt, mich ständig zu "wehren",  nicht zuletzt gegen "Kasernenhofton". Die letzten beiden Zeilen des Liedes halfen - mir jedenfalls - dabei, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Selbstachtung bewahrt blieb.

Die Idee des Textes besteht aus einer Abfolge von Herausforderungen, die nicht immer angenehm sind und gelegentlich nur mit einer gehörigen Portion Trotz bewältigt werden können... Dieser Text entstand auf dem Beifahrersitz während einer langen konzentrierten Autofahrt von Nordfriesland nach Stuttgart, die nahezu schweigsam verlief. Ich weiß nicht, was sonst herausgekommen wäre... Martina saß am Steuer und ließ mich, als sie merkte, dass ich an einem Text brütete, auf dem Beifahrersitz grübeln und Notizen machen. Sie weiß, dass ich in bestimmten Konzentrationsphasen, wenn sich eine Idee, ein Einfall zu einem Textentwurf verfestigt, nicht ansprechbar bin und lässt mich dann auch ungestört brüten. (Danke, Martina) Es gab auch schon mal eine rockmusikalische Version mit anderer Vertonung, die Anfang der achtziger Jahre in meiner Rockband „Krise“ verwendet wurde. Geschrieben 1979